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Filme im Fokus – „Night of the Living Dead“ Zombieklassiker – aus Tradition untot

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George A. Romeros „Night of the Living Dead“ (1968) gilt als einer der stilprägendsten Zombiefilme überhaupt – und darf durch ein unfreiwilliges Missgeschick in seiner amerikanischen Fassung frei im Netz geschaut werden.

Aus Unachtsamkeit hatte man damals vergessen, einen Copyright-Hinweis zu platzieren – Ergebnis nach damaliger amerikanischer Rechtsprechung: diese Fassung von „Night of the Living Dead“ ging in die Public Domain über, und nun darf völlig legal auf YouTube und Co. gegruselt werden. Alternativ gibt es natürlich auch eine ganze Reihe teils sehr aufwändig gemachter Releases, die sich für wahre Zombiefans lohnen dürften.

Handlung und Einfluss: Zombieklassiker par excellence

„Night of the Living Dead“ beginnt mit einer fulminanten Musk, die alles Unheil bereits erahnen lässt, auf einem Friedhof, auf dem Barbara und Johnny plötzlich von einem Zombie angegriffen werden. Während Johnny im Kampf stirbt, kann Barbara in ein Haus fliehen, wo sie auf Ben trifft, einer echten Heldenfigur. Er ergreift die Initiative und verbarrikadiert das Haus zu einer unüberwindbar scheinenden Festung. Aus dem Keller tauchen weitere Überlebenden auf: die frisch verliebten Tom und Judy sowie Harry und Helen Cooper, ein typisches amerikanisches Ehepaar der 60er, die ihre kranke Tochter pflegen. Gemeinsam fassen die Überlebenden einen Plan, um aus dem Haus zu fliehen, doch dabei zeigt sich, dass die Untoten nicht die einzigen Hindernisse sind…

Mit einem Budget von nur 114000 Dollar auf eigene Faust gedreht, ist „Night of the Living Dead“ einer der erfolgreichsten Independent-Filme aller Zeiten – nicht zuletzt dank seines Status als eines der großen Midnight Movies, jenen Filmen der 70er Jahre, die nach Mitternacht in kleinen Kinos gezeigt wurden und zu wahren Kultfilmen wurden. Einflussreich war und ist „Night of the Living Dead“ auch darüber hinaus im Horrorgenre, das ohne Romeros Werk in seiner heutigen Form kaum vorstellbar ist.

Interpretation: Individualität und Kollektiv

Zombiefilmen – besonders denen von Romero – sagt man ja gerne nach, eine profunde Gesellschaftskritik in marodes Fleisch zu verpacken. Für viele Kritiker ist der Film eine Abhandlung über den Kalten Krieg und die stets präsente Angst vor einem nuklearen Krieg. Eine unbekannte Strahlung ist es dann auch, die aus Toten Zombies werden lässt.

Wichtiger ist mir jedoch ein anderer, zeitloser Aspekt: das Aufeinandertreffen von Individualismus und Kollektiv. Das zeigt sich besonders in den stereotypisch überzeichneten Charakteren – schön zusammengefasst von Marcos Ewert. Denn statt sich im Angesicht des gemeinsamen Feindes zusammenzuraufen, helfen sich die Charaktere kaum oder gehen sogar aufeinander los:

  • das junge Teenager-Paar Tom und Judy stirbt, weil sie den in der Gruppe gefassten Plan aufgeben, um zusammen zu sein;
  • Harry Cooper wird von Ben erschossen, weil er sich gegen ihn erhebt, um den eigenen (vermeintlichen) Vorteil zu wahren;
  • seine Frau fällt ihrer untoten Tochter zum Opfer, nachdem sie nach Barbaras Einsatz vor den Untoten geflohen ist, anstatt sich um die Gruppe zu kümmern;
  • Barbara bleibt den ganzen Film über beklemmend untätig.

Dabei ist der Film weit weniger stereotypisch, als man beim Lesen annehmen könnte. Harry ist nicht einfach ein Rassist, sondern sorgt sich um seine Familie und möchte mit Heldentaten nichts zu tun haben, um seine kranke Tochter zu retten. Tom findet den Tod, als er versucht, Judy aus dem brennenden Wagen zu befreien. Und Barbara denkt bei aller Apathie laufend an ihren Bruder Johnny, der sie schließlich ins Meer der Untoten zieht – bezeichnenderweise direkt, nachdem sie ihre Apathie überwunden hat. Bleibt Ben – und mit ihm die ganze Tragik des Films (Achtung, Spoiler!). Als Einziger überlebt er den Kampf gegen die Untoten, indem er das tut, was er den ganzen Film über nicht tun wollte: in den Keller fliehen statt zu kämpfen. Gegen die Untoten ankommen können die Menschen aber erst, als sie sich zu einem gewalttätigen Killertrupp zusammenschließen – und dabei so kompromisslos vorgeht, dass sie nicht einmal erkennen, wenn sie einen Menschen erschießen. Letztendlich verliert also auch die Menschheit ihre Menschlichkeit.